NIEMAND REIST NACH BERN

Es war nie unser Plan, nach Bern zu reisen. Der gemeinsame Aufruf der Schweizer Fanszenen und die darauffolgenden Reaktionen zeigen auf, dass die von der KKJPD vorangetriebene Eskalationsspirale eine Sackgasse ist. Die Spirale kann nur durch einen Schritt zurück zum bewährten Umgang mit Fussballfans wie in den vergangenen Jahren wieder verlassen werden.

In den letzten Tagen wurde eine allfällige Eskalation in Bundesbern heraufbeschworen und der Sicherheitsapparat kam ins Rollen. Alles für nichts. “Ob am Samstag nun Tausende nach Bern reisen oder niemand - nur schon die Ankündigung sorgt für einen enormen Aufwand der Sicherheitsbehörden" – die medialen und behördlichen Reaktionen zeigen, dass es in der aktuell festgefahrenen Situation nur sehr wenig braucht, um grosse Unruhe zu stiften. Mehraufwand und weniger Sicherheit – das sind die Folgen des Werks politischer Hardliner:innen.

Wir Fanszenen reflektieren uns immer wieder selbst – auch öffentlich – und haben so in der Vergangenheit unseren Teil dazu beigetragen, dass sich eine insgesamt stabile Situation rund um Fussballspiele in der Schweiz nicht in eine Eskalationsspirale wandelt. Auf Behördenseite geschieht genau das Gegenteil. Anstatt auf Augenmass und Pragmatismus wird auf Nulltoleranz und Befehl um jeden Preis gesetzt. Reto Nause selbst macht den Zweck der Kollektivstrafen öffentlich: «Mir wäre auch lieber, es bräuchte keine Kollektivstrafen, dafür müssten sich aber die Täter stellen». Kollektive Erpressung – eine Blamage für den Rechtsstaat.

Weder Clubs, Liga noch die lokalen Stellen der Fanarbeit werden gegenwärtig ernsthaft oder überhaupt noch mit einbezogen, wenn es um die Fankultur geht - von Dialog auf Augenhöhe kann keine Rede sein. Die aktuelle Vernehmlassung des auf Eskalation setzenden und von der KKJPD entwickelten Kaskadenmodells ist eine Farce. Die darin enthaltenen Massnahmen werden seit Beginn der laufenden Saison auf Druck der Repressionsbehörden bereits umgesetzt und zwar im zunehmenden Masse, weil sie das Gegenteil von dem bewirken, was sie versprechen. Das Kaskadenmodell ist eine selbsterfüllende Prophezeiung der kantonalen Justiz- und Polizeidirektor:innen.

Dabei wäre es ganz einfach: Alles was es braucht, um die Eskalationsspirale zu verlassen, ist die Wiederherstellung und Weiterentwicklung des etablierten Umgangs mit Fussballfans der letzten Jahre, welcher eine insgesamt stabile Situation schuf. Wir sind bestrebt, den bewährten Weg weiter zu gehen und die Selbstregulierung weiter zu stärken. Zugleich werden wir nicht zulassen, dass die Fankultur in der Schweiz ohne Weiteres durch Hardliner:innen in die Knie gezwungen werden soll. Noch sind wir nicht nach Bern gefahren. Aber was nicht war, kann noch werden.

AUF KOLLEKTIVSTRAFEN FOLGEN KOLLEKTIVE ANTWORTEN!

Leere Kurven - kollektive Antworten auf Kollektivstrafen

Am kommenden Spieltag spielen der FC St. Gallen und der FC Luzern zum ersten Mal in dieser Saison gegeneinander. Aufgrund von Kollektivstrafen gegen Fans sollen alle Begegnungen der beiden Clubs in dieser Saison ohne Gästefans stattfinden. Aus Protest bleiben die Fankurven in allen Stadien der oberen zwei Ligen während den ersten 15 Minuten leer. Die Aktion ist ein gemeinsames Zeichen der Entschlossenheit in Richtung aller Hardliner bei den Behörden und in der Politik, die seit der Wiedereröffnung der Stadien nach der Pandemie ohne Not die Repressionsschraube anziehen.

Gegen Ende der letzten Saison kam es nach dem Spiel zwischen dem FC Luzern und dem FC St. Gallen zu unschönen Szenen, als die Luzerner Polizei Auswärtsfans am Fanlokal des FC Luzern vorbeiführte. Niemand kann darüber erstaunt sein. Mehrfach war es in der letzten Saison zu brenzligen Momenten gekommen, als Fans des FC Basel und des FC Zürich das Lokal kreuzten. Weshalb die Luzerner Politik in der Vergangenheit alle Vorschläge zur Entschärfung der Situation in den Wind schlug und so die Bedingungen schuf, die diese Szenen überhaupt erst möglich machten, bleibt ein Rätsel.

Kein Rätsel bleibt, wie Hardliner aus der Sicherheitspolitik die Gunst der Stunde für sich zu nutzen versuchten. Im Nachgang des Spiels setzte die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) die involvierten Vereine und die Liga derart unter Druck, bis diese einknickten und Gästesektorschliessungen beschlossen sowie mittrugen. Es sind Kollektivstrafen gegen alle Fans der beiden Vereine, ungeachtet dessen, wo sie an jenem Abend überhaupt waren oder was sie tatsächlich taten. Alle werden gleichermassen bestraft.

Dieser Vorgang stellt eine Eskalation der Behörden dar. Seit der Wiedereröffnung der Stadien nach der Pandemie suchen politische Hardliner ohne Not die Konfrontation mit den Fans. Dies ist eine Abkehr vom etablierten Umgang mit ähnlichen Ereignissen in der Vergangenheit, der auf einem Dialog auf Augenhöhe mit Fans und Vereinen fusste. Dieser Dialog hat in den vergangenen Jahrzehnten viel dazu beigetragen, dass es in der Schweiz eine lebendige Fankultur gibt, die den hiesigen Fussball im Stadion entscheidend belebt. Der Schweizer Fussball ist ein Erfolgsmodell mit immer höheren Zuschauerzahlen - auch wegen der Fankultur mit ihren Choreographien, Gesängen und Rivalitäten.

Wenn Hardliner den Umgang mit der Fankultur diktieren wollen, dann kommt es, wie es kommen muss: Der Dialog weicht dem Befehl, die Repression soll es richten und eine Eskalationsspirale wird in Gang gesetzt. Dieser Weg führt in eine Sackgasse. Die Konsequenz ist kurzfristig die Solidarisierung der Fans gegen solche Massnahmen, mittelfristig stets höhere Hürden für den Stadionbesuch und langfristig eine Verödung der Stimmung in den Stadien. Alle Erfahrungen im Ausland sowie die gemachten Erfahrungen in den vergangenen Jahrzehnten in der Schweiz weisen darauf hin, dass eine Strategie, die auf eine übermässige und kollektive Repression setzt, kein probates Mittel ist, um den überbordenden Momenten der Fankultur zu begegnen.

Diese gemeinsame Initiative aller Schweizer Fankurven ist ein Zeichen an die Vereine und Liga, sich nicht auf den Irrweg einzulassen, welchen politische Hardliner vorzugeben versuchen. Stattdessen soll der etablierte Umgang mit der Fankultur wiederhergestellt beziehungsweise beibehalten und weiterentwickelt werden. Die leeren Kurven sind ein Zeichen in Richtung aller Hardliner, dass sie mit ihren repressiven Vorstössen ins Leere laufen werden. Denn sie sind zugleich Ausdruck einer lebendigen und solidarischen Bewegung, die fähig und willens ist, für ihre Anliegen zu kämpfen.

Szene Aarau, Canton Baden, Muttenzerkurve Basel, Ostkurve Bern, KOP SUD LAUSANNE, CURVA NORD FC LUGANO 1908, USL (Luzern), Tribune Neuch`, Bierkurve Schaffhausen, Gradin Nord (Sion), Espenblock St. Gallen, Block Süd (Thun), Sektion Nord Vaduz, Sektor D Wil, Bierkurve Winterthur, Zürcher Südkurve, Sektor IV GC Züri, Kop 14 Yverdon, B’zona Boys 2005 (Bellinzona)

Juillet 2023

Sechs Wochen nach dem Debakel auf der Pontaise, bei dem der FC Sion offiziell in die NLB abstieg, nehmen wir uns Zeit, unsere Sicht der Dinge offen zu legen.

Trotz unserer unerbittlichen Unterstützung, unserem Support und unserer Präsenz in allen Teilen der Schweiz, welche wir aus Liebe zum Vereinswappen an den Tag gelegt haben, ist der FC Sion gescheitert. Ein bitterer Misserfolg, denn auch die Chance als Letzter noch eine Barrage spielen zu dürfen, konnte die Mannschaft nicht nutzen. Schlimmer noch, ein bescheidener Quartierverein aus Lausanne konnte die Mannschaft total demütigen und einigen sogar noch eine Lektion in Sachen Fussball erteilen. Nachdem der FC Sion nun viele Jahre gegen den Abstieg gekämpft hat, prallte man dieses Jahr auf dem harten Boden des Ligaletzten auf und stieg ab. Jahre des katastrophalen Managements durch die Vereinsführung, unbegreifliche Transfers und ständige Trainerwechsel haben uns weitgehend in diese Situation gebracht. Obwohl ein Abstieg eine grosse Demütigung ist, sind wir der Meinung, dass er nicht aus dem Nichts kommt und dass er allen, die für diesen Schiffbruch mitverantwortlich sind, die Möglichkeit geben sollte sich vollständig zu hinterfragen. Obwohl uns bewusst ist, dass sich kurzfristig wenig ändern wird, behalten wir natürlich die Vereinsführung im Auge und werden, falls wir es für nötig empfinden, unseren Unmut äußern. Allerdings konnten während der Sommerpause auch schon konstruktive Gespräche mit Mitgliedern des Managements und des Staffs geführt werden, was uns natürlich freut und einen Weg zu einer besseren Zukunft ebnet.

Nachdem die Saison mit dem Sieg in Vaduz am vergangenen Sonntag begonnen hat, ist es nun an der Zeit, in unser Zuhause, das Tourbillon, zurückzukehren. Mit dem Empfang des FC Aarau am Freitag hat unser Verein die Gelegenheit, gegen einen der stärksten Vereine der Liga anzutreten. Im Gegensatz zu den letzten Saisons in der NLA, ist der FC Sion in der NLB ein verhältnismässig grosser Klub, der von jedem Gegner mit Anspannung erwartet wird. Es liegt an uns Fans auf den Tribünen und am gesamten Gradin Nord, die Spieler mit lautstarken Gesängen zu Höchstleistungen anzuspornen. Es liegt an uns, von der ersten bis zur letzten Spielminute unermüdlich zu singen und es liegt an uns, auch schon beim Aufwärmen präsent zu sein um die Spieler zusätzlich anzustacheln. ,,Le FC Sion est toute ma vie et jamais je le lâcherai’’ (zu Deutsch: Der FC Sion ist mein Leben und ich werde ihn nie fallen lassen), wie es an jedem Spiel von der Nordtribüne hallt, ist mehr als nur ein Lied, es ist unser Credo, unsere Leidenschaft. Es liegt an jedem einzelnen Fan auf der Tribüne, dafür zu sorgen, dass das Tourbillon wieder eine echte Festung wird, vor der sich jeder Gegner fürchten muss.

Für dieses und auch für alle zukünftigen Spiele laden wir alle, denen ihr Lieblingsverein am Herzen liegt ein, sich uns anzuschliessen um gemeinsam die Spieler zu Höchstleistungen anzuspornen. Wir freuen uns darauf, am Freitag in unser Zuhause zurückzukehren, und rufen alle dazu auf, sich in Rot und Weiß zu kleiden um das Tourbillon in den schönsten Farben erstrahlen zu lassen.

Egal in welcher Liga wir spielen, wir bleiben stolz auf unser Wappen!!!

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Stellungnahme zum Spiel FC SION - BSC YB vom 21. Mai 2023

Einmal mehr hat sich gezeigt, dass Kollektivstrafen gegen Fussballfans wie etwa die Schliessung ganzer Stadionbereiche absolut unsinnig und wirkungslos sind. Entgegen den Aussagen von Frédéric Favre, der die Fangruppen des FC Sion durch die Schliessung des Gradin Nord ausschliessen und damit bestrafen wollte (Interview: 16.05.2023, RTS), konnten alle Zuschauerinnen und Zuschauer das Spiel besuchen (ohne ID-Schikanen). Warum der Gradin Nord trotzdem geschlossen wurde und was der Zweck dieser Schliessung war, bleibt somit ein grosses Rätsel. Es stellt sich auch grundsätzlich die Frage, ob das subjektive Sicherheitsgefühl von F. Favre wirklich verbessert wird, wenn mehrere hundert Fussballfans vor dem Stadion ausharren müssen. Wir sind auch davon überzeugt, dass das Stadionerlebnis für alle Fans negativ beeinflusst wird, wenn bewaffnete Polizisten drohend auf den Tribünen stehen und versuchen, wegen legitimen Spruchbändern den Block zu stürmen. Der aggressive Versuch der Polizei, auf die Seitentribüne zu gelangen, auf der sich Fussballfans jeden Alters versammelt haben, zeigt sehr deutlich, welche Strategie bei dem Polizeieinsatz am Sonntag verfolgt wurde.

Eine Eskalationsstrategie, die für uns leider nicht neu ist. Bereits nach dem Spiel gegen Servette am 13.05.2023 suchte die Genfer Polizei die Eskalation. Ohne Rücksicht auf Verluste schoss sie wahllos und aus kürzester Distanz mit Gummischrott in die Menge und warf Tränengas in die Waggons des wartenden Extrazuges.

Wir sind uns bewusst, dass einige Personen aus dem Umfeld der Sion-Fans nicht zur Deeskalation der Situation beigetragen haben. Die Vorfälle werden innerhalb der Kurve aufgearbeitet.

Die undifferenzierte Berichterstattung in den Medien nach dem Spiel, inklusive der unkritischen Übernahme von Polizeimeldungen und der Erfindung haltloser Geschichten, zeigt einmal mehr die besorgniserregende Entwicklung der medialen Stimmungsmache gegen Fussballfans und ebnet den Weg für weitere repressive Massnahmen.

An dieser Stelle möchten wir dem FC Sion danken, der sich nicht gänzlich von Frédéric Favre für seine populistische Kampagne auf dem Rücken der Fussballfans einspannen liess.

Abschliessend wünschen wir auf diesem Wege unserem an Krebs erkrankten Torwart Heinz Lindner eine gute und schnelle Genesung!

Da das Spruchband "Gute Besserung Heinz" beim Spiel gegen YB am Stadioneingang von der Polizei beschlagnahmt wurde, konnten diese Genesungswünsche leider noch nicht in einem würdigen Rahmen übermittelt werden. Die Beschlagnahmung erfolgte übrigens mit der Begründung, dass der Spruchband-Text im Stadion ausgeschnitten, neu angeordnet und zusammengeklebt werden könnte, um die „Arbeit“ der Polizei und ihrer politischen Vorgesetzten zu kritisieren…

Wir werden uns auch in Zukunft gemeinsam und organisiert gegen jegliche Profilierungsversuche aus der Politik auf Kosten von Fussballfans und die damit einhergehenden Repressionsmassnahmen zur Wehr setzen.

GEGEN KOLLEKTIVSTRAFEN UND MACHTMISSBRAUCH !

ENVAHISSONS GENÈVE – 13.05.2023

Am Samstag, dem 13 Mai steht das letzte Derby dieser Saison gegen Servette an. Die Wichtigkeit dieses Spiels sollte jedem bekannt sein und wir wollen alles daran setzen dieses Spiel auf dem Spielfeld sowie auch auf den Tribünen für uns zu entscheiden. Gehen wir an diesem Tag als Einheit nach Genf und holen uns die drei wichtigen Punkte.

Für den Derbytag ist ein Extrazug organisiert, damit wir unsere Mannschaft möglichst zahlreich unterstützen können.

TOUS À GENÈVE !

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